Unterrichtsformen zu gestalten, an denen Schülerinnen und Schüler online von zu Hause aus teilnehmen können, ist aufgrund der Pandemiesituation derzeit in der schulischen Bildung eine große Herausforderung. Ebenso wie der Präsenzunterricht soll das Lernen auf Distanz abwechslungsreich sein und gleichzeitig Möglichkeiten eröffnen, Informationen zu teilen, aktiv zu werden und Fragen zu stellen.
Neben den bewährten digitalen Unterrichtsstrategien wählte deshalb das Friedrich-List-Gymnasium Gemünden (FLG) für seine zehnte Jahrgangsstufe in den Tagen vor den Weihnachtsferien ein Angebot zum Distanzlernen: die virtuellen Projekttage „Gesundheitstechnologien digital erleben“ der Initiative Junge Forscherinnen und Forscher (IJF) aus Würzburg. Eine neue Methode, um MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) im Homeschooling zu gestalten.
„Die Projekttage bieten mehr als reine Wissensvermittlung“, sagt Studiendirektorin Dr. Eleonore Hose, die das kostenfreie Angebot an ihre Schule geholt hat. „Der digitale Schulbesuch zeigt Schülerinnen und Schüler neue Berufsbilder, agile Arbeitsformen und die zunehmende Mensch-Computer-Interaktionen im Bereich der Medizin auf.“ Das Projekt trainiere Kompetenzen, die über die breite MINT-Arbeitswelt hinweg als zukunftsrelevant erachtet werden. „Hierzu zählen neben digitalen Grundfertigkeiten auch klassische persönliche und soziale Fähigkeiten wie Kreativität, Empathie und Problemlösekompetenz. Außerdem passt das Online-Format perfekt zum Thema Telemedizin.“
Über eine interaktive Onlinekonferenz wurden die Zehntklässler in das Zukunftsfeld Telemedizin sowie in damit verbundene Berufsbilder und Kompetenzanforderungen eingeführt. Im anschließenden Praxisteil führten sie einfache Experimente zu medizinischen Themen durch. Zum Beispiel der vergleichenden Bestimmung der Körpertemperatur, angeleitet mithilfe einer virtuellen Ausbilderin. Erklärvideos informierten über verschiedene Krankheitsbilder.
Onlineausbildung und Produktentwicklung
„Schülerinnen und Schüler absolvieren in unseren Kursen quasi eine Onlineausbildung zum Gesundheitsassistenten, der über Kontaktaufnahme mit einem Telemediziner Distanz-Diagnosen erstellen kann“, erklärt Dr. Brenda Pfenning, Bereichsleiterin Bildung der IJF.
„Im Praxisteil Design Thinking schlüpfen die Jugendlichen in die Rolle von Produktentwicklern im medizinischen Sektor und wenden dafür relevante Methoden an. Angeleitet durch einen virtuellen Coach üben sie, ein alltagsbezogenes Problem zum aktuellen Thema ‚Infektionsschutz – Abstand einhalten‘ zu durchdenken und eine Lösung dafür zu entwickeln.“
Um Fragen wie „Wie kommen wir uns in der Schule, in Verkehrsmitteln oder beim Einkaufen nicht zu nahe?“ zu beantworten, arbeiteten die Zehntklässler des FLG in Online-Teams und stellten Erkenntnisse und Ergebnisse in Form von kreativen Comics dar.
„Im nächsten Schritt einigten sie sich gemeinsam in digitaler Kommunikation auf einen Lösungsweg und bauten mit Haushaltsmaterialien ein medizinisches Hilfsmittel“, zeigt sich Hose über die Ergebnisse begeistert, „zum Beispiel einen Türöffner, ein Abstands-Erinnerungsarmband oder einen Warteschein.“
Abschließend erstellten die Schülerinnen und Schüler einen Imagefilm, der zeigt, wie sie ihre Erfindungen entwickelten und präsentierten ihn in einem virtuellen Messeraum. Neben den Referenten der IJF aus Naturwissenschaft und Technik zeigte Steffen Döll, Studien- und Berufsberater der Bundesagentur für Arbeit (BA), mögliche Berufswege im MINT-Bereich auf. Durch die Förderung des Europäischen Sozialfonds sowie der BA, Regionaldirektion Bayern, ist das Programm der IJF zum Distanzlernen kostenfrei.
Eleonore Hose und Natalie Dees/IJF