Pflege der Erinnerungskultur: Stolpersteinführung für die 8. Klassen

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Anfang November lud KRASS, der „Klub Rassismus ablehnender Schülerschaft“ am Friedrich-List-Gymnasium Gemünden, die 8. Klassen zu einer Führung entlang der acht in Gemünden verlegten Stolpersteine ein. Bei dem Rundgang wurden die kleinen Mahnmale gereinigt und in Gedenken an die Menschen, denen sie gewidmet sind, Blumen niedergelegt.

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„Mit dem Herzen denken!“ – Konstantin Wecker besucht das FLG

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Kürzlich durfte das Friedrich-List-Gymnasium Gemünden den Musiker, Autor, Schauspieler und Liedermacher Konstantin Wecker begrüßen. Als Schirmherr von KRASS, dem „Klub Rassismus ablehnender Schülerschaft“, nahm sich Wecker die Zeit, um mit der 11. Jahrgangsstufe ins Gespräch zu kommen.

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„Homologie“ am FLG: Über die Normalität des Andersseins

Als sympathischer Aushilfslehrer „Malte Anders“ ermöglichte der Kabarettist und Theaterpädagoge Timo Schweitzer den Schüler*innen der 8. und 9. Jahrgangsstufe des Friedrich-List-Gymnasiums einen kurzweiligen Einblick in das Thema Homosexualität und in die Normalität des Andersseins.

Mit viel Humor und persönlichen Geschichten vermittelte er den Jugendlichen in seiner 90-minütigen Comedy-Show Hintergrundwissen über sexuelle Vielfalt, Toleranz, Diskriminierung und Mobbing. Anschließend stellte er sich den Fragen seines jungen Publikums und bot Raum für Diskussionen. 

Mix aus Wissensvermittlung und Comedy

Das Programm knüpfte an die Lebenswelt der Jugendlichen an und ging alten Vorurteilen auf den Grund. Die multimediale, interaktive Show in der Aula des Gymnasiums zeigte aus unterschiedlichen Blickwinkeln, wie wichtig gegenseitiger Respekt ist. Der gelungene Mix aus Wissensvermittlung und überzeugender Comedy ließ kaum ein Thema unberührt. 

Das Friedrich-List-Gymnasium ist seit dem Schuljahr 2004/05 Teil des Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Bereits zum zweiten Mal luden engagierte Schüler*innen unserer KRASS-Gruppe (Klub Rassismus ablehnender Schülerschaft) Malte Anders nun zu sich ein, um mit dessen Vortragsformat „Homologie“ ein Zeichen gegen Homophobie, Mobbing und Diskriminierung queerer Menschen zu setzen.

Zeichen gegen das Vergessen: Schüler*innen des FLG erinnern an die Pogromnacht

Am 9. November jährte sich die Pogromnacht zum 84. Mal. Auch in Gemünden war es 1938 zu gewaltsamen Übergriffen gekommen: Bereits am Vormittag des 9. November hatte die örtliche SA damit begonnen, die Wohnungen jüdischer Mitbürger*innen zu verwüsten. Gegen 21.30 Uhr war schließlich eine Zeitbrandbombe in den Räumen der ehemaligen Synagoge explodiert. 

Fakten, mit denen sich die Schüler*innen des staatlichen Friedrich-List-Gymnasiums in den letzten Jahren immer wieder auseinandersetzten. Unter dem Titel „Wir wollen erinnern!“ lud KRASS, der „Klub Rassismus ablehnender Schülerschaft“, nun die 8. Klassen zu einer Führung ein. Zwischen Obertorstraße und Mühltorturm ging es nicht nur um die Vorfälle in der Pogromnacht. Im Gedenken an die Opfer des Nazi-Terrors reinigten die Schüler*innen auch die acht in Gemünden verlegten Stolpersteine. Erst im Vorjahr hatte KRASS die Patenschaft für zwei neue Steine übernommen, die für den kleinen Nathan Weinberg (1935-1941) und seinen Onkel Arthur Kahn (1911-1933). Insgesamt 16 Nachfahren der Familien Kahn/Weinberg waren 2021 eigens für die Verlegung aus den USA und Israel angereist. Mit ihnen steht KRASS immer noch in gutem Kontakt.

Die intensive Erinnerungsarbeit der Schüler*innen spiegelt sich aber auch noch an einem anderen Ort Gemündens wider, den KRASS bereits 2019 half mitzugestalten: Für den lokalen „DenkOrt Deportation“, der sich am Standort der ehemaligen Synagoge befindet, hatten die Schüler*innen damals einen Kinderrucksack aus Beton gestiftet. Auch hier legten die Jugendlichen am 9. November Blumen zum Gedenken nieder.

Autor: StD Jürgen Endres

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Konstantin Wecker am FLG

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Lange war der Termin wegen Corona mit einem großen Fragezeichen versehen. Doch am 10. Juni war es soweit: Konstantin Wecker kam zu Besuch ans Gemündener Friedrich-List-Gymnasium. Bereits 2005 hatte er die Patenschaft für das FLG als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ übernommen.

Im Mittelpunkt seines Besuchs stand ein Treffen mit KRASS, dem „Klub Rassismus ablehnender Schülerschaft“. Wecker erzählte dem jungen Publikum nicht nur von seiner eigenen Schulzeit – etwa, dass seine Lehrer damals alle Faschisten gewesen seien; er warnte die Jugendlichen gerade auch vor den Mythen der Neuzeit, die durch gezielte Fake News und Bewegungen wie Querdenker und QAnon forciert würden und zum Erstarken faschistischer Parteien in ganz Europa beitrügen. „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!“ lautete Weckers leidenschaftliches Plädoyer.

Lobende Worte fand er für die aktive Auseinandersetzung der Schüler*innen mit dem Holocaust. Immer wieder hatte KRASS in den vergangenen Jahren die in Gemünden verlegten Stolpersteine gereinigt, Mitschüler*innen an die Vorfälle in der Pogromnacht erinnert und zuletzt einen Rucksack aus Beton für den lokalen Gedenkort gestiftet. „Ich finde die Erinnerungskultur so unglaublich wichtig“, betonte Wecker. Man müsse sich immer wieder bewusst machen, was passieren kann. Wir alle stünden in der Verantwortung, dass Faschismus nie wieder entstehen könne.

Selbstkritisch ergänzte Wecker, dass ein latenter Faschismus vermutlich in uns allen wohne. So war er für den Dreh des Films „Wunderkinder“ einst in die Rolle eines Obersturmbannführers geschlüpft und habe gemerkt, dass allein das Tragen der stolzen Uniform aus ihm etwas herausgelockt habe, was auch in ihm war. Er erinnerte ferner an Sophie Scholl, die 1934 noch dem Bund Deutscher Mädel beigetreten war, ehe sie zur bekannten Widerstandskämpferin wurde. „Alles wohnt in uns“ bilanzierte Wecker; wir müssten folglich aufpassen, dass es nicht rauskommt. In diesem Zusammenhang motivierte Wecker seine jungen Gesprächspartner*innen auch zum Schreiben eines Tagebuches. Im Schreiben entdecke man sich selbst. So ein Tagebuch sei ein „Wunderwerk an Selbsterkenntnis“.

Große Anerkennung erntete Wecker für seine Texte, sei es als er am Piano das Lied „Sage nein!“ anstimmte oder – vor dem Hintergrund der europäischen Flüchtlingspolitik – sein Gedicht „Schäm dich Europa!“ rezitierte. Auch zukünftig möchte er in Kontakt mit seinen Patenkindern am FLG bleiben, sie mal zu einem seiner Konzerte in der Region einladen oder – auch das nicht ausgeschlossen – wieder mal live am FLG auftreten.

Christiane Gaebert, Kunstlehrerin am FLG, hat mehrere Portraits des Künstlers angefertigt, die Wecker am FLG persönlich signierte. Wer solch ein individuelles Kunstwerk erstehen möchte, kann gerne via Mail eine entsprechende Anfrage an die Schule richten. Der Erlös soll u.a. in die Erinnerungsarbeit der KRASS-Gruppe fließen.

Jürgen Endres