Berufsorientierung in der 9. Jahrgangsstufe: Besuch beim „Tag der Ausbildung“ als „Tag des Handwerks“

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Mit dem Schuljahr 2022/2023 wurde für alle Schülerinnen und Schüler aller allgemeinbildenden Schulen in Bayern ein verpflichtender „Tag des Handwerks“ eingeführt. Ziel ist es, Schülerinnen und Schülern handwerkliche Tätigkeiten näher zu bringen und die attraktiven Berufsfelder des modernen Handwerks begleitend zum Unterricht praxisnah vorzustellen. Unsere Schule hat sich im Vorfeld eng mit Frau Waterstrat, der Projektkoordinatorin bei der Handwerkskammer Unterfranken, abgestimmt. Hierbei zeigte sich, dass der „Tag der Ausbildung“, der am 6. Juli im Festzelt der Frammersbacher Festtage geplant war, sehr gut geeignet wäre, in diesem Bereich für die Schülerinnen und Schüler vielfältige Einblicke zu geben. In Frammersbach vertreten waren dann 28 örtliche und regionale Betriebe aus verschiedenen Handwerksarten, aber auch aus den Branchen Dienstleistungen, Handel und Verwaltung.

Teilnehmen durften die Klassen der 9. Jahrgangstufe unserer Schule. In dieser Jahrgangsstufe ist die Berufsorientierung ein (kleiner) Teil des stundenplanmäßigen Unterrichts. Dieser findet allerdings mehr themen- und aktionsorientiert statt, wie zum Beispiel bei der Vor- und Nachbereitung des Praktikums. Die Schülerinnen und Schüler verbrachten rund zwei Stunden auf dem großflächigen Ausstellungsgelände im Zelt und im Außenbereich. Sie hatten dabei konkrete Aufträge: In mindestens drei Gesprächen mit unterschiedlichen Gesprächspartnern an den Ausstellungsständen sollten sie Fragen zur Berufsausbildung und zur Arbeitstätigkeit in den angebotenen Berufen klären. Zudem sollten sie mindestens eine ausführende oder kreative Tätigkeit an einem Infostand ihrer Wahl ausführen und dokumentieren.

Hier Beispiele für die Rückmeldungen zu den Standbesuchen und den durchgeführten Gesprächen:

[…] Dann habe ich noch mit einem Mitarbeiter von der „Die Maler“-Firma gesprochen. Es ging dabei um den Beruf als Lackierer. Das Interessante am Beruf ist, dass man sehr unterschiedliche Aufgaben hat, außer nur Wände zu streichen, wie z.B. Dekore entwerfen oder komplexe Leichtbausysteme montieren. Außerdem ist Nachhaltigkeit auch ein wichtiges Thema und als Lackierer kann man sogar viel dazu beitragen. Für den Beruf muss man auf jeden Fall kreativ sein und gut mit anderen Menschen umgehen können, denn Teamarbeit ist sehr wichtig für den Job.  […]

[…] Als nächstes bin ich zu Müller Feinblechbautechnik gegangen. Dort wurden mir die Haupttätigkeiten gezeigt und ich durfte selbst eine Gewindeniete einpressen, davon habe ich ein Bild machen lassen. Dabei ging es um den Beruf des Konstruktionsmechanikers. Leider bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass dieser Beruf nichts für mich ist, da ich nicht sehr gerne mit Metall arbeite.  […]

[…] Meinen dritten und letzten Stopp legte ich dann bei der Firma Carol ein. Ich durfte zwei Rohre in einen 45°-Bogen einpressen, davon habe ich aber kein Bild gemacht. Dabei ging es um den Beruf Anlagenmechaniker. Dieser Beruf hat mir am besten gefallen, da mir auch etwas über die Bezahlung gesagt wurde (ich zitiere: „man kann richtig Schotter verdienen“). Ich habe mich auch schon vorher für diesen Beruf interessiert, habe mich aber nie mit einem Anlagenmechaniker über seine Tätigkeiten oder die Bezahlung unterhalten. Außerdem denke ich, dass es ein sehr sicherer Job ist, da immer Heizungen oder Ähnliches gebraucht werden und derjenige, mit dem ich gesprochen habe, mir gesagt hat (und dass mir auch schon von anderen Anlagenmechanikern bekannt ist), dass die Firma für mindestens zwei Jahre voll ausgebucht ist. […]

Einige Schülerinnen und Schüler haben ihre Eindrücke stichpunktartig zusammengefasst. Hier ein Beispiel:

Job: Maler  

Was muss man selbst mitbringen: Kraft, Teamwork 

Was macht man: Räumliche Gestaltung, Kirchen-Malerei, Städte-Gestaltung

Wie wird man Maler: Drei Jahre Ausbildung, in denen man Gestaltung und Instandhaltung, Bauten und Korrosionsschutz, Kirchenmalerei etc. lernt. Danach kann man dann seinen Meister machen, was nochmal ein Jahr dauert. Damit kann man dann seinen eigenen Betrieb eröffnen. Es gibt viele Aufstiegschancen. 

Neben typisch handwerklichen Berufen konnten die Schülerinnen und Schüler auch Dienstleistungsberufe kennenlernen. Ein Aussteller war hier das Unternehmen BeneVit. Dieses betreibt keine klassischen Pflegeheime, sondern eher betreutes Wohnen nach einem „Hausgemeinschaftskonzept“, wie zum Beispiel das Haus Lohrtal in Frammersbach. Es gibt bei BeneVit verschiedene Ausbildungsberufe vom Pflegefachmann/Pflegefachfrau bis hin zum Assistent/ zur Assistentin für Ernährung und Versorgung (w/m/d). Eine Rückmeldung einer Schülerin zu ihren Erfahrungen am Stand dieses Unternehmens:

Hier muss man eine dreijährige Ausbildung absolvieren, bei der man zwischen Berufsschule und Praxis-Stunden abwechselt. Man benötigt dafür viel Empathie, Geduld, ein Bewusstsein Menschen helfen zu wollen, Struktur und ein grundlegendes Verständnis für die Pflege. Hier bei BeneVit habe ich mein eigenes Salz mit dem Mörser hergestellt.

Die Schülerinnen und Schüler waren insgesamt zumeist sehr angetan von ihrem „Ausflug in die Praxis“, auch wenn doch für einige eine Berufstätigkeit im Handwerk keine wirkliche Option ist. Eine Rückmeldung dazu war:

Insgesamt war dieser Tag sehr informativ und auf jeden Fall weiterzuempfehlen. Danke für diesen Ausflug!

Text: Rainer Wirthmann